Kontragitarre / Schrammelgitarre – eine Gitarre mit dem gewissen Extra

Kontragitarre - eine Gitarre mit dem gewissen Extra

Wahrscheinlich weiß jeder, wie eine Gitarre normalerweise aussieht, aber die Kontragitarre ist etwas ganz Besonderes. Sie hat zwei Hälse, und zwar einen ganz normalen Gitarrenhals mit sechs Saiten sowie einen zweiten Gitarrenhals, der aber kein Griffbrett hat. Dafür hat der zweite Hals bis zu neun zusätzliche, frei schwingende Basssaiten. Die Kontragitarre oder auch Schrammelgitarre genannt, hat eine lange Geschichte und viele berühmte Gitarristen schwören auf die Kontragitarre, die für einen fantastischen Sound sorgt.

Eine Gitarre aus Wien

Erfunden wurde die Kontragitarre im 19. Jahrhundert von Johann Gottfried Scherzer. Der Instrumentenbauer übernahm die Idee einer Gitarre mit zwei Hälsen von seinem Lehrherren Johann Georg Stauffer und perfektionierte diese besondere Gitarre. Den Beinamen Schrammelgitarre bekam die Kontragitarre, weil sie unter den Schrammelmusikern in den Heurigenlokalen schnell Freunde fand. Zu den Pionieren, die auf dieser Gitarre gespielt haben, gehörten die Komponisten und Musiker Josef und Johann Schrammel. Sie bildeten ab 1878 mit dem Gitarristen Anton Strohmayer und einem Klarinettisten in Wien ein Quartett. Die vier Musiker spielten in Wirtshäusern und Ausflugslokalen Walzer, Märsche, bekannte Tänze und beliebte Volkslieder. Bis heute ist die akustische Kontragitarre hauptsächlich in der Volksmusik zu finden, aber sie hat auch im Jazz einen festen Platz.

Ein stets warmer Klang

Es sind die zusätzlichen Basssaiten, die der Kontragitarre ein sehr solides Bassfundament geben und der Gitarre einen wunderbar warmen Klang verleihen. Auch die Saiten selbst sind etwas Besonderes. Früher aus Darm, heute aus Nylon, sind die Basssaiten mit Drähten aus Bronze, Silber oder sogar Gold umsponnen, was ihren Klang ausmacht. Gestimmt wird die Kontragitarre in der Regel chromatisch immer vom Es abwärts und wie ein klassisches Begleitinstrument angeschlagen. Viele Gitarristen nutzen den zusätzlichen zweiten Hals der Gitarre, um ihr Spiel noch effektiver zu machen. Manche spielen die Kontragitarre aber auch nur, weil es cool aussieht. Für Sologitarristen war die Gitarre mit den zwei Hälsen lange Zeit ein Muss. Musiker wie Jimmy Page (Led Zeppelin), der zu den besten Gitarristen der Welt zählt, spielte den Superhit „Stairway to Heaven“ auf einer „Gibson Double Neck“, also einer Kontragitarre.

Ein teures Instrument

Eine gute Gitarre ist nie als Schnäppchen zu haben. Falls es jedoch eine Kontragitarre sein soll, muss der Gitarrist noch tiefer in die Tasche greifen. So kostet eine Gibson EDS1275 weit mehr als 5000 Euro. Andere Modelle aus dem Hause Gibson, wie die Slash 1966, sind erst ab 12.000 Euro zu haben. Das klingt auf den ersten Blick sehr teuer, aber diese Investition zahlt sich letztendlich aus, denn eine hochwertige Gitarre hält ein Leben lang. Wer noch nie mit einer Kontragitarre gespielt hat, sollte sich in einem Gitarrenfachgeschäft zunächst einmal mit einer solchen Gitarre mit zwei Hälsen vertraut machen.

Fazit

Es gibt Gitarristen, die schwören auf eine Kontragitarre und nehmen auch gerne in Kauf, dass ihr Instrument sperrig und nur schwer zu transportieren ist. Für Anfänger ist die besondere Gitarre allerdings nicht zu empfehlen. Wer im Laufe der Zeit ein Gefühl für das Gitarrenspiel bekommt und sich sicher ist, bei diesem Instrument zu bleiben, sollte sich auch an der Kontragitarre mit den zwei Hälsen versuchen.

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